In Sachen: richtig tolle Familienferien

Katharina Riehl beleuchtet - passend zur Jahreszeit - in der Süddeutschen Zeitung das Konstrukt Familienurlaub. Sie macht viele richtige Beobachtungen. Etwa, dass Eltern vor 30 Jahren nicht den Anspruch hatten, die zwei wertvollen Quality-Time-Ferienwochen zum Intensiv-Austausch mit ihren Kindern zu nutzen. Die Kinder waren dabei, haben im Sand gebuddelt, mit Gleichaltrigen gespielt und rumgemotzt, wenn ihre Erziehungsberechtigten sie dazu zwangen, einen Berg zu besteigen. Heute muss der Familienurlaub etwas Besonderes sein, zumal die berufstätige Mutter und der berufstätige Vater im Alltag keine Zeit haben, sich mit ihren Kindern zu beschäftigen. In den Ferien müssen sie dann - so Riehl - ihr schlechtes Gewissen beruhigen und sich ganz auf den Nachwuchs einstellen, ihm etwas bieten. In der Folge offenbart sich zweierlei: Die Autorin zählt sich (1) zur akademischen Mittelschicht, die sich - so meine These - mehr als andere Gesellschaftsschichten bewusst oder unbewusst (2) an der Medienlogik orientiert. Unter einer tollen Reise mit den Kindern versteht Riehl "Safari in Afrika, Wandern im kanadischen Nationalpark, Bummeln in New York". Nicht einfach nur gemütliches Zusammensein, Mensch-ärgere-Dich-nicht-spielen, im Wasser planschen, die Kinder wegscheuchen, wenn sie einen nerven. Das Bild, das den Artikel illustriert - eine fröhliche vierköpfige Familie aus den 1950er Jahren, die die Ferien harmonisch am Strand verlebt - bezeichnet Riehl als "gestellt", die eigene Vorstellung von der idealen Urlaubserholung reflektiert sie dagegen kaum. Es ist deshalb nicht überraschend, dass ihre Antwort auf das Urlaubs-Dilemma eine für unsere Generation typisch individualistische ist: Da die Ferien mit den Kindern ein einziger Stress sind, muss für die richtige Erholung ein Wellness-Trip mit der Freundin gebucht werden. Die Kinder bleiben derweil beim Vater, der vermutlich dann seine verdiente Allein-Auszeit anschließend bekommt. Ist es nicht merkwürdig, dass uns der Diskurs keine anderen Lösungen anbietet, als die Überforderung durch das moderne Familien-Ideal mit einem weniger an Familie zu beantworten?