Vor einiger Zeit hat mir ein Unternehmensberater erklärt, dass meine Sicht auf den sozialen Wandel in der Familie viel zu gefühlsbetont sei. Für eine makrotheoretische Betrachtung sei es völlig unerheblich, ob Mütter sich gerne um ihre Kinder kümmerten oder nicht. Es schade zu finden, dass Eltern zugunsten der Berufstätigkeit die Kinderbetreuung auslagern, sei hoffnungslos konservativ und - ja, das müsse er leider sagen - auch ein bisschen naiv. Vermutlich hat er Recht. Es ist konservativ (lat. conservare: bewahren). Tatsächlich bin ich zutiefst überzeugt davon, dass Kinder zu ihren Eltern gehören. Dass die ersten Lebensjahre wertvoll sind - und dass sie eh so schnell vorübergehen. Ich kann nicht verstehen, warum wir immer länger leben und diese gewonnenen Jahre nicht dafür nutzen, Zeit mit den Menschen zu verbringen, die wir lieben. An dieser Stelle möchte ich auf Eva Corinos Buch "Das Nacheinander-Prinzip" verweisen. Sie schreibt viele kluge Dinge, die von Vertretern der "Mütter, die nicht arbeiten gehen, sind dumm und schaden der Gesellschaft"-Fraktion z.T. sehr harsch abgetan wurden. Auch Corino hält man für naiv (wobei das eins der freundlicheren Attribute ist). Dennoch: Ich kann nichts machen gegen meine Muttergefühle. Sie sind da. In den letzten drei Wochen waren meine Kinder dreimal krank. Jedesmal musste ich meine Mutter bitten, sich um sie zu kümmern. Meine Mutter hat Fieber gemessen, Wadenwickel gemacht, Tee gekocht, vorgelesen. Ich bin arbeiten gegangen - und habe mich fürchterlich gefühlt. Meine Kinder sind nicht mehr wirklich klein, aber sie brauchen mich, besonders dann, wenn sie krank sind. Dass ich sie nicht selbst pflegen konnte, hat mir weh getan. Das mag naiv sein und dumm und konservativ. Aber es ist menschlich und mütterlich.