in Sachen: Mütterliche Klagebündnisse

Freitagvormittag, Wochenendeinkauf. Ich schiebe meinen Wagen im Stechschritt durch die Gänge, die Einkaufsliste ist lang, zu Hause wartet ein Berg Bügelwäsche. Eine Frau - ungefähr mein Alter, nach der Menge an aufgehäuftem Obst, Gemüse und Süßkram zu urteilen ebenfalls Mutter von mehreren Kindern - hält lange mit. Da trifft sie eine Bekannte. Bussi links, Bussi rechts. Dann geht es aber recht schnell zur Sache. Was denn dieser Lehrerin einfalle, da müsse man unbedingt was unternehmen. Speise die Kinder mit blöden Arbeitsblättern ab. Die könne halt einfach nicht erklären. Und überhaupt, die armen Zehntklässler müssten ja bald entscheiden, welche P- und Q-Seminare sie die nächsten beiden Jahre besuchen wollten, obwohl gar nichts wirklich Gutes angeboten würde und man nicht wisse, welche Lehrkraft die Kurse übernehmen werde. Dabei könne einem so ein Lehrer den ganzen Abiturschnitt, sprich das ganze Leben versauen. Die beiden Damen versichern sich gegenseitig, wie viel Kraft sie der ganze Schul-Irrsinn koste und bedenken sich mit einem aufmunternden Loyalitätsversprechen. Wir müssen zusammenhalten. Gegen das System, gegen die Lehrer. Ein mütterliches Klagebündnis. Der Klassiker. Ich schiebe meinen Wagen weiter. Zu Hause wartet die Bügelwäsche.