In Sachen: Handymania im Wartezimmer

Es gehört zum guten Ton der Mittelschicht, die Zähne des Nachwuchses so früh und umfassend wie nur möglich in die richtige Form zu bringen. Deshalb verbringe ich in der letzten Zeit viel Zeit beim Kieferorthopäden (der irgendwann vermutlich mein bester Freund sein wird). Als wir bei unserem letzten Besuch das Wartezimmer betraten, reagierte keine der anwesenden Mütter (sorry, Väter waren keine da) auf mein Grüßen. Alle fünf Frauen schauten angestrengt aufs Handy-Display, z.T. taten das die älteren Kinder (ca. ab 9 Jahre) auch. Die kleineren beschäftigten sich mit dem vorhandenen Spielzeug. Keine Mutter las den Kindern vor, wie das früher durchaus üblich war. Keine unterhielt sich mit den Kindern. Dabei beklagen wir uns immer alle lautstark, wir hätten zu wenig Zeit für unsere Kinder. Aber wenn wir dann mal Zeit hätten, verbringen wir sie mit dem Smartphone. Dieses Erlebnis war kein Einzelfall. Ich achte seitdem darauf, was Menschen - respektive Mütter und Väter - im Wartezimmer tun. Meine Beobachtung: Es sind nur wenige Eltern, die die Wartezeit nutzen, um sich mit ihren Kindern zu beschäftigen. Um Vorteilen zu begegnen: Es sind beileibe nicht ausschließlich die weniger Gebildeten, die sofort zum Smartphone greifen. Ganz im Gegenteil. Dazu passt eine Studie, die ich gelesen habe: Mit steigendem Bildungsniveau verlieren vor allem die Mütter die Freude daran, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen und sie zu erziehen. Denn andere Tätigkeiten - Beruf, Postings - bringen mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung.