In Sachen: Mütter auf dem Ego-Trip

Der Tatort: Ein bayerisches Volksfest. Die Hauptdarsteller: Zwei top-gestylte Mütter im Edel-Dirndl und ihre ebenso adrett herausgeputzten vier Kinder (Welcher Mutter wie viele gehörten, kann ich nicht sagen, tut auch nichts zur Sache). Während zwei der vier ein Fahrgeschäft besuchen, schmeißen sich die weiblichen Erziehungsberechtigten in Pose, um ein mediales Selbstbildnis anzufertigen. Zu diesem Zweck schieben sich die Mitt-Dreißigerinnen jeweils ein Vampir-Gebiss in den Mund, heben das Kinn (ein doppeltes ist so gar nicht fotogen) und grinsen ins Smartphone. Währenddessen fällt eines der beiden jüngeren Kinder, ein etwa zweijähriges Mädchen, die Stufe des Fahrgeschäfts hinunter und schlägt sich den Ellbogen auf. Sie plärrt. Die Mütter ficht das nicht an, sie grinsen weiterhin in die Kamera. Die Kleine plärrt lauter, Passanten drehen sich um, wundern sich. Mutter 1 zuckt kurz, Mutter 2 hält sie von einer übereilten Reaktion ab: "Jetzt nochmal gescheid, komm." Das Kind steht kurz vor einem hysterischen Anfall. Da erbarmt sich ein Passant und hebt das Mädchen auf, tröstet sie. Das Kind hört auf zu weinen. Mutter 2 frohlockt: "Cooles Bild."